Hören ist ein komplexer Prozess, an dem deutlich mehr als nur das Organ Ohr beteiligt ist. Wird ein akustischer Sinnesreiz von dem Ohr wahrgenommen, muss dieser vom Gehirn zu einer verstandenen Information verarbeitet werden. Dies geschieht in der Regel automatisch in 8 grundlegenden Schritten.
Ist der automatische Ablauf dieser Fähigkeit beeinträchtigt, kann sich dies in einer geminderten Konzentrationsfähigkeit, im eingeschränkten Verständnis von Gesprochenem oder einer erhöhten Schwierigkeit, Störschall auszublenden und sich auf eine akustische Reizquelle einzuhören, äußern. Die zentralen Funktionen sind ebenfalls für das Sprachverständnis und damit letztendlich auch für eine gute Rechtschreibung essentiell.
Um die automatischen Abläufe zu unterstützen und zu verbessern, wird das Warnke-Verfahren angewendet. Jeweilige Auffälligkeiten im Bereich der 8 Grundfunktionen der zentralen Hörverarbeitung werden ermittelt und mit Hilfe eines individuell aufgestellten Behandlungsplans trainiert.
8 Grundfunktionen der zentralen Hörverarbeitung:
Visuelle Ordnungsschwelle
Sie bezeichnet das Zeitmaß für die Fähigkeit, schnell aufeinander folgende Sinnesreize getrennt wahrzunehmen und in eine Reihenfolge zu bringen. Diese visuelle Fähigkeit ist zum Beispiel beim Verarbeiten von kurzen gelesenen Wörtern sehr wichtig und dient dazu, das eigentliche Hörtraining zu unterstützen.
Auditive Ordnungsschwelle
Hierbei wird die Zeitverarbeitung im Hören trainiert. Diese Fähigkeit ist beim Verarbeiten von kurzen gehörten Lauten sehr wichtig und trägt zu einem leichteren Hören und Verstehen von Sprache einen wesentlichen Teil bei.
Richtungshören
Mit dieser Übung wird das Richtungshörvermögen trainiert. Dies ist sehr wichtig, um Geräusche und besonders Sprache aus unterschiedlichen Richtungen gezielt wahrnehmen, zuordnen oder auch überhören zu können.
Tonhöhenunterscheidung
Beim Sprechen, aber auch beim Verstehen von Sprache ist die Fähigkeit der Tonhöhenunterscheidung überaus wichtig. Speziell die Wortbetonung und das Unterscheiden von Vokalen setzen eine intakte Tonhöhenunterscheidung voraus. (Beispiele: „Stelle“ oder „Stille“, „mehr“ oder „mir“, …)
Metronom
Beim Training mit dem Metronom wird die Fähigkeit erarbeitet, wahrgenommene Reize möglichst schnell im Gehirn zu verarbeiten und in Bewegung umzusetzen. Hier soll zu einem vorgegebenen Takt zeitgleich reagiert werden. Gerade die zeitliche Verarbeitung von Informationen spielt beim Denken, Sprechen und Schreiben eine sehr wichtige Rolle. Bei dieser Übung wird speziell das Zusammenspiel der rechten und linken Gehirnhälfte trainiert.
Wahl-Reaktionszeit
Hier wird die auditive Wahl-Reaktionszeit trainiert. In vielen Situationen des Alltags ist von unserem Gehör eine blitzschnelle Reaktion gefordert. Mit der Übung Wahl-Reaktionszeit kann diese Anforderung gezielt trainiert und verbessert werden.
Frequenzabhängige Tonmustererkennung
Dabei wird die Voraussetzung für das automatische Erkennen der Satzmelodie und deren Deutung trainiert. Besonders wichtig ist diese Fähigkeit, um zum Beispiel eine Frage von einer Aussage (in Wort oder Schrift) abgrenzen zu können. Stellen Sie sich einfach einmal den Unterschied zwischen „Sie ist klug!“ und „Sie ist klug?“ vor. Erkennen Sie die Satzmelodie?
Zeitabhängige Tonmustererkennung
Je genauer ein Tonlängenmuster erkannt wird, desto besser können die im Satzrhythmus enthaltenen Informationen unterschieden werden.
Die Durchführung der 8 Grundprogramme umfasst in meiner Therapie ca. 15 Minuten. Für die kleinen Patienten ist es oft ein Ritual, zu Beginn der Therapie den Brainboy benutzen zu können.
Bei weiteren Fragen stehe ich Ihnen gern zur Verfügung.