Ein Beispiel aus der Praxis
Vor einigen Wochen habe ich eine Patientin mit einer schweren Aphasie (Sprachstörung) und einer leichten Gesichtslähmung aufgenommen. Diese Patientin befindet sich derzeit in der postakuten Phase der Aphasie (ab der 6. Woche bis zu einem Jahr nach dem Ereignis).
Die Einteilung der Aphasie in verschiedene Phasen ist notwendig, da sich die Therapieinhalte zu den verschiedenen Phasen unterscheiden und den Phasen entsprechend Therapieansätze zugeordnet werden. Über nähere Einzelheiten werde ich in der nächsten Zeit berichten.
Zurück zu meiner oben genannten Patientin. Ich behandle die Gesichtslähmung mit dem Novafon. Dabei verwende ich sowohl die Schallkugel als auch den Schallteller mit unterschiedlichen Frequenzstärken. Inzwischen hat sich die Facialisparese deutlich zurückgebildet. Die Diagnostik, im Hinblick auf die Aphasie, zeigte ein weitestgehend intaktes auditives Sprachverständnis für hochfrequente, alltagsrelevante Wörter und kurze, automatisierte Sätze (Zeigen Sie z.B. Haus oder Wie geht es Ihnen?). In der Sprachproduktion, dem Schreiben, der Wortfindung und komplexen Anweisungen und Handlungsaufträgen („Schauen Sie erst nach unten und dann nach oben.“) traten jedoch große Schwierigkeiten auf. Die Patientin hat einen hohen Leidensdruck und zeigt ein Vermeidungsverhalten (beispielsweise lässt sie ihren Mann antworten). In der Therapie lässt sie sich jedoch inzwischen ermutigen, kurze Unterhaltungen zu führen und auf offene Fragen zu antworten (welche keine „Ja/Nein“- Antwort erzeugen).
Alle sprachlichen Ebenen sind in unterschiedlichem Schweregrad betroffen. Um diese nun optimal therapieren zu können, habe ich mich entschieden, mit ihr unter anderem nach dem Therapieprogramm MODAK zu arbeiten.
Die Modalitätenaktivierung ist ein Konzept, welches auf die Therapie von schwer bis mittelschwer beeinträchtigter Aphasiepatienten zugeschnitten ist. Die Förderung der Reaktivierung schwer zugänglich gewordener sprachlicher Konzepte und Prozesse sowie die Deblockierung der sprachlichen Inhalte stehen dabei im Fokus.
Innerhalb des Grundprogramms wird neben Bildern auch mit häufigen Wiederholungen gearbeitet. Dabei werden nicht isoliert Wörter geübt, sondern sprachliche Prozesse, in Form von Verstehen, Lesen, Schreiben und Sprechen. Diese sprachverarbeitenden Prozesse werden im Grundprogramm mit routinierten Handlungen (zeigen, geben) verknüpft. Diese Verknüpfung wiederum soll die sprachlichen Prozesse aktivieren, denn diese ständig wiederholte Aktivierung automatisiert Prozesse, welche auch außerhalb der Therapie funktionieren. Mehr zu dem Grundprogramm der Modalitätenaktivierung in der Aphasietherapie erläutere ich im nächsten Blogbeitrag.
Ein schönes Wochenende wünscht
die Logopädie an der Elbe